Häufig fragen verunsicherte Kunden anderer Tätowierer bei mir nach, ob ich ihr frisches Tattoo retten könnte, weil es ihnen nicht gefällt. Oft berechtigt. Mitunter aber ist dieses auch einfach noch nicht fertig, wirkt im Zwischenstadium eher wie eine Skizze und das abwertende Urteil (oft auch von anderen Kollegen) ist zu schnell gefällt. Das habe ich selbst bei meinen eigenen Arbeiten und Kunden erlebt. Deshalb empfehle ich bei in solchen Fällen immer zuerst das Gespräch mit deinem Tätowierer zu suchen.
Ist das Kind tatsächlich in den Brunnen gefallen, melde dich gern bei mir.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein altes Tattoo zu überarbeiten, man kann es:
- aufarbeiten
- abdecken (Cover-UP)
- abdecken und ergänzen
Es gibt auch Kollegen, welche "was drumrum machen, damit es vom Tattoo ablenkt und nicht ganz so schlimm aussieht". Das empfehle ich nicht.
Oft soll ein Tattoo lediglich aufgearbeitet werden - wie in dem Bild oben. Das ist mitunter die einfachste Lösung.
Im oberen Bild sieht man eine Kombination aus Aufarbeitung, Abdeckung und Ergänzung. Das alte Tattoo zeigt eine nach rechts blickende, auf Hibiskusblüten hockende Echse. Die linke Blüte wurde erneuert und verändert, die Echse komplett durch eine andere ersetzt. Um das Tattoo optisch passend an der seitlichen Wade zu strecken, wurde eine Blütenranke mit Knospe ergänzt.
Das "Cover-up-Tattoo" - oder die Übertätowierung - ist eine Möglichkeit, ungewollte Tattoos durch eine neue Tätowierung abzudecken. Das Tribal wurde durch einen
Armschild mit keltischen Motiven abgedeckt.
Abdecken bedeutet mitunter, dass das neue Tattoo größer wird als das alte.
Da man ein altes Tattoo nur mit dunkleren Farben überstechen kann, als die im Original verwendeten Farben, ist es wichtig, dass trotzdem ein Gleichgewicht von hellen und dunklen Stellen im gesamten Tattoo erhalten bleibt. Ansonsten entsteht ein Tattoo, das von Weitem wie ein dunkler Fleck aussieht! Im unteren Beispiel, das ich gern liebevoll "Mission Impossible" nenne, mussten wir z.B. sehr dunkel arbeiten um alle Tattoos abzudecken. Um mehr Leichtigkeit zu erhalten, wurde das oberste Tribalmuster aufgearbeitet und wie eine Krone in das neue Tattoo integriert.
Grundsätzlich eimpfehle ich bei dunklen Tattoos ein vorheriges Aufhellen, um ein besseres Ergebnis erzielen zu können. Da solche Tattoos aufgrund des dunklen Untergrundes mitunter öfter
überstochen werden müssen, ist auch die Verletzung oft eine größere als bei normalen Tattoos, so dass partielle Narben nicht auszuschließen sind. Narbensalben helfen der Haut, wieder glatt zu
werden.
Ein recht dunkles Tattoo lässt sich an neutralen Stellen besonders gut mit kontrastbringenden Farben abdecken. Größere Motive werden leichter erkannt.
Im Idealfall ist es ratsam eine "Cover up"- Idee vorher sorgfältig mit dem Tätowierer durchzusprechen und so zu planen, damit man hinterher keine Enttäuschung erlebt. Mitunter muss man sich auch auf mit eine grobe Idee festlegen und dann das Tattoo in seinen Details schrittweise erarbeiten. Eine Garantie, dass eine Idee 100%tig umgesetzt werden wird, kann es bei einer sehr schwierigen Arbeit leider nicht geben.
So konnte mir ich beim Betrachten folgenden noch unfertigen Tattoos mit viel Phantasie einen wasserspeienden Neptun, eine Schlange und einen Oktopus vorstellen und diese grob auf der Haut skizzieren. Gröbere Details und Schattierungen folgten dann während des Arbeitsprozesses. Ziel war es möglichst viel der übriggebliebenen hellen Hautpartien auch hell zu belassen.
Diese Arbeit sieht nach dem dritten Stich (unten) schon sehr gut aus. Die geplante vierte Sitzung musste gesundheitsbedingt ausfallen, so dass die Arbeit nicht beendet wurde. Nach einem halben Jahr war das Tattoo schon recht dunkel (siehe obere Reihe letztes Bild), so dass eine weitere Sitzung auf jeden Fall notwendig wird. Grundsätzlich kann ein Tattoo dieser Art immer weiter aufgehellt werden.
Ein vorheriges Aufhellen durch Lasern ist für viele Cover-UP-Tattoos empfohlen, damit das Ergebnis mit einem normalen Tattoo konkurieren kann. (siehe Unterseite Tattooentfernung)
Viele Kunden scheuen Aufwand, Schmerzen und Kosten des Laserns und suchen lange nach einem Tätowierer der fähig und willens ist, ihr Tattoo ohne Vorbehandlung zu covern. Viele Tätowierer ihrerseits scheuen den enormen Aufwand, ein Tattoo in gleicher Größe auf eine bereits tätowierte Fläche zu bringen. Allein das Aufbringen der Linien und ersten dunklen Flächen brauchte in diesem Fall in der ersten Sitzung schon 3,5 h. Gewünschte und aufhellende Farben mussten in mehreren Sitzungen wiederholt eingebracht werden.
Viele Tattoos, auch ein großes intensiv farbiges Tattoo können grundsätzlich ohne Lasern gecovert werden, man muss aber deutlich Abstriche inbezug auf die Helligkeit machen, so dass Details von Weitem unter Umständen nicht erkennbar sind. Deshalb sollte man sich im Idealfall für ein großes Motiv entscheiden. Z.B. wie in den obersten Beispielen der Neptunkopf oder auch der Frauenkopf. Auch hier war meine Empfehlung ein großer Drachenkopf in den gleichen Farben. Gewünscht wurde jedoch ausdrücklich ein filigraneres Motiv mit Blautönen. Deshalb ist das Motiv nach dem Abheilen wie vorhergesagt immer noch recht dunkel. Ein weiteres Aufhellen ist jedoch immer noch möglich.
Regulär wird empfohlen:
1. Tattoo mehrfach durch Lasern aufhellen lassen
2. nach weiteren 6 Monaten Cover Up möglich
3. nenn Covern ohne Lasern, dann ein großes Motiv wählen
Ein Cover-Up-Tattoo wie dieses nutzt so viele helle Flächen wie möglich, die Verwendung von Weiß ist zwingend notwendig. Empfehlung für dieses Tattoo wäre, auf jeden Fall noch einmal mit hellen Farben die Details nachzuarbeiten. Da helle Farben i.d.R. schneller vergehen, kann es sein, dass so ein Tattoo über die Jahre in größeren Abständen immer mal wieder nachgestochen werden muss, um seine Qualität zu behalten.
1. Altes Tattoo
2. Erststich frisch
3. Erststich abgeheilt
4. Zweitstich frisch
5. Zweitstich abgeheilt
In dieser Bildfolge kannst du die Entstehung eines recht unkomplizierten farbigen Cover Up-Tattoos nachvollziehen. Da insbesondere bei filigranen Farbflächen relativ viel Farbe "herausheilen" kann, ist ein Zweitstich zwar unbedingt empfohlen aber die Notwendigkeit eines dritten Stiches sehr unwarscheinlich. Das Ergebnis ist zart und feminin.
Eine der schwierigeren Arbeiten. Das Tribal ist so massiv dunkel, dass es eigentlich besser durch viele kleine Elemente oder eine vielblättrige Blüte wie die Rose abdeckbar wäre. Aber ein Mohn war gewünscht. Das Problem war, dass die Farbe nicht so recht decken wollte. Das spricht für eine sehr starke Pigmentierung des alten Tattoos. So waren mehrere Sitzungen notwendig, um im oberen Teil des Tattoos die notwendige Farbe gut sichtbar in das Motiv zu bringen. Der Prozess ist dann eine kleine Abenteuerreise. Hier noch mal das alte Tattoo und das neue Tattoo abgeheilt.
Bild 1: Alter Löwe
Bild 2: Umrisse des neuen Löwen auf altem Tattoo
Bild 3: Neuer Löwe Zwischenstand nach erster Sitzung
Bild 4: Neuer Löwe Zwischenstand abgeheilt
Bild 5: Endergebnis nach zweiter Sitzung
Narben können durch ein Tattoo abgedeckt werden. Hier besteht jedoch die Möglichkeit, dass das Narbengewebe unter Umständen die Farbe nicht so gut annimmt, wie normale Haut. Oft kann jedoch ein zweites Überstechen diese Unregelmäßigkeiten ausgleichen.
Insbesondere Frauen möchten mitunter eher ein dezentes Tattoo haben. Die Narbe muss nicht zwangsläufig komplett verdeckt werden. Es soll oft lediglich von ihr abgelenkt
werden.
Eine riesige OP-Narbe senkrecht in Bauchmitte - durch den Bauchnabel hindurch. Gewünscht war ursprünglich ein wesentlich größeres Motiv, das zu dem zierlichen Körper nicht gepasst hätte. Damit das Tattoo so zart wie möglich wird, habe ich die Narbe nicht an allen Stellen komplett abgedeckt. So ist nach unten hin z.B. minimal Narbengewebe erkennbar. Das Tattoo - bewusst in zarten Tönen gehalten - ist dennoch so dominant, dass es von der Narbe so ablenkt, dass diese nur für das gezielt blickende Auge erkennbar ist.
Einige Kunden kommen zu mir, weil sie ihre Narben mit einem Tattoo überdecken wollen. Nicht selten tun sich diese Kunden sehr schwer mit der Motivfindung und sind auch während der Umsetzung besonders unsicher. Oft verändert sich ihre Vorstellungen zum Tattoo während des Entwurfes. Das liegt mitunter daran, dass sie eigentlich dieses Tattoo gar nicht wirklich haben wollen. Sie wollen lediglich die Narbe loswerden und wählen das kleinere "Übel" - ein abdeckendes Tattoo.
Für flache Narben, die sich eher durch ihre Farbe sehr von der unverletzten Haut abheben gibt es eigentlich eine sehr logische Lösung: die Narbe hautfarben durch Tätowieren nachzupigmentieren. Einziges Manko - unsere Hautfarbe verändert sich bei stärkerer Sonneneinstrahlung durch das Anreichern natürlicher Pigmente. So können zu bestimmten Zeiten Farbunterschiede erkennbar sein. TattooRitual ist auf diese Art der Abdeckung leider nicht spezialisiert. Aber es gibt sehr wohl Tätowierer für dieses Thema:
Andy Engel ist in Deutschland einer der Tätowierer, welcher sich mit dem Abdecken von Narben mit Hauttönen am besten auskennen.
Der sympatische und zugleich bescheidene Tätowierer hat sich in den letzten Jahren gezielt auf die optische Wiederherstellung von Brustwarzen operierter Brustkrebspatientinnen spezialisiert. Krankenhäuser und Kliniken, wie die in Missionsärztliche Klinik Würzburg oder das Krankenhaus Schweinfurt schicken ihre Patientinnen gern zu ihm.
Diese großflächige Narbenabdeckung (inclusive Augenbrauenerneuerung) tätowierte die amerikanische Tattookünstlerin Bami Hammeed (Bild oben) sich selbst. Zusätzlich ist sie geschminkt. Sie hatte als Zweijährige großflächige Narben davongetragen und sich als Erwachsene eigenständig mit den passenden Hauttönen tätowiert.